Die 4 Swadharma Typen

Mein Ego und ich hatten eine spannende Diskussion. Die lief in etwa so ab:

Ego: Ey, das geht mal gar nicht, dass du nur diesen Spirikram machen willst.
Ich mit großem I: Wieso?
Ego: Damit kannst du nichts bewirken und verdienst auch kein Geld. Du musst berühmt werden und dann kannst du mit viel Geld und Fame die Menschen besser beeinflussen. Impact und so. Du kannst doch deiner Familie nicht so auf der Tasche liegen. Loser.
Ich mit großem I: Aber wenn das mein Weg wäre, würde ich das spüren. Ich will meine Wahrheit leben und nicht die von jemand anderem.
Ego: Boah, bist du nervig, warum kannst du nicht wie (füge erfolgreiche, coole Frau ein) sein, damit ich mein Ding machen kann. Immer sabotierst du mich.

Im Jahr 2021 habe ich bereits einen Artikel zum Thema Dharma geschrieben. Falls du ihn noch nicht gelesen hast, go for it. Das hier wird ein kleines, aber feines Update.

Seit dem Artikel habe ich viel über mein Dharma nachgedacht. Ok, das ist untertrieben. Es war meine Hauptaufgabe neben Kindern und Haushalt. Ein full-blown Stellungskrieg zwischen mir und meinem Ego. Irgendwann hat mein Ego gewonnen und ich bin wieder „richtig arbeiten“ gegangen. 20 Stunden/Woche, Namensschild, festes Gehalt. Ego schmiedete crazy Pläne, wie ich noch oder trotz Kids eine steile Karriere landen kann. Mein Ich wurde immer leiser, bis mir in 2023 mein Körper signalisierte, dass das eventuell doch nicht so eine gute Idee war. Ich war bei vielen Ärzten, doch keiner konnte mir den Grund für meine Magenbeschwerden sagen. Blutwerte tipptopp, alles supi. Es war Karma, das leise anklopfte. Es sagte: „Hallo?! Was tust du da?“. Ich habe weggehört. Doch Karma ist beharrlich und fädelte eine dramatische Wendung ein, sodass ich Anfang 2024 wieder kündigte. Jetzt schreiben wir Mai und ich muss wieder mit meinem Ego diskutieren, ob ich doch endlich meinem Herzen folgen darf und den Spirikram mache oder halt eben doch wieder arbeiten gehe, nur mit besseren Bedingungen.

Ich ziehe die Veden zu Rat, genauer genommen die Teachings meiner Lehrerin Acharya Shunya. Was sagt sie dazu, was unser Zweck neben bloßem Überleben ist? Die Antwort: Lebe in Einklang mit deinem Swadharma.

Die Veden besagen, dass es im Leben vier Kategorien von Lebenszielen gibt, die Purushartas:

1. Kama = Freude, Genuss, Befriedigung der Sinne
2. Artha = Materielle Sicherheit, Erfolg, Geld, Macht
3. Dharma = Rechtschaffenheit, Selbstentfaltung, moralische Aufgaben und Pflichten
4. Moksha = Spirituelle Entwicklung, Befreiung aus Samsara (Wiedergeburtenkreislauf)

Keine der 4 Kategorien ist per se besser als die andere. Jede hat ihren Zweck und sollte im Leben erfüllt werden. Klar, ein reiner Partyrausch (Kama) ohne Dach über dem Kopf (Artha) ist blöd. Ein machthungriger Finanzhai, der über Leichen geht für seinen Erfolg (Artha ohne Dharma)? Auch uncool. Kama und Artha sollten immer dharmisch („gut und richtig“) sein. Und dabei sollte Moksha nie aus den Augen verloren werden. Die Veden sagen aber auch nicht, dass jeder in einer einsamen Höhle in den Himalayas 24/7 meditieren muss (Moksha ohne Kama & Artha). Dort, wo wir JETZT stehen, finden wir unser Swadharma. Den Weg, der für uns bestimmt ist.

Diese Sichtweise macht natürlich am meisten Sinn, wenn man an Samsara, den Wiedergeburtenkreislauf, glaubt. So entscheiden wir mit allen unseren Handlungen (Karma), wie wir im nächsten Leben weitermachen. Und da die Seele (Jiva) nach Befreiung aus diesem Wiedergeburtenkreislauf (Moksha) strebt, als höchstes Ziel sozusagen, werden wir so lange wiedergeboren, bis wir unseren Job hier gemacht haben. Umso wichtiger, dass wir unsere innerste Berufung erkennen und ihr folgen. Nur so entwickeln wir uns weiter (aka. machen unseren Job). Aber keine Angst, das Universum steht uns als Wingman zur Seite.

Die 4 Swadharma-Typen:

  1. Der Mystiker: Strebt nach Moksha.
  2. Der Wächter: Strebt nach Dharma.
  3. Der Unternehmer: Strebt nach Artha, materiellem Wohlstand und Erfolg.
  4. Der Genussmensch: Strebt nach Kama, Genuss und Spaß bzw. Freude.

Welcher Weg ist aber nun wertvoller: Die Frau, deren einziger Wunsch es ist, ihren kleinen Garten zu hegen und zu pflegen, um am Ende des Tages dort genüsslich zu entspannen? Oder der politisch motivierte Unternehmer, dessen Ziel es ist, Armut auf der Welt zu bekämpfen? Die verblüffende Antwort: Beide sind gleichwertig. Mein Ego war schockiert.

Man wird nicht mit einem einzigen Swadharma geboren und das kann sich auch im Laufe unseres Lebens ändern. Ich musste mir eingestehen: Ich bin ein Mystiker, auch wenn mir Unternehmer aktuell besser in den Kram passen würde. Nüchtern betrachtet besteht mein Leben aber 40% aus Wächter, 30% aus Unternehmer-Tätigkeit, 20% Genussmensch und nur 10% Mystiker.

Die Erkenntnis über unser eigenes Swadharma ist unendlich wichtig. Denn was gibt es entmächtigenderes, als das Leben eines anderen zu leben?

Wenn du ein Genussmensch bist und stattdessen versuchst, einen Mystiker-Job (z.B. als spiritueller Lehrer) zu machen, bist du nicht authentisch. Es wird in die Hose gehen. Genauso ist es, wenn du ein Wächter bist und dich mit Netflix und Tinder betäubst, anstatt deinem Ruf zu folgen. Depression?

Woher wissen wir, dass wir im Einklang mit unserem Swadharma leben? Nun, diesen Zustand nennt man auch Kriya. Am besten lässt sich das mit einem Zustand des „Flows“ beschreiben. Ohne diesen Zustand fühlt sich das Leben so an, als würden wir hin- und hergeworfen, als wären wir machtlos ausgeliefert. Viel Reibung, wenig Harmonie.

Werde dir über dein eigenes Swadharma bewusst.
Sei schonungslos ehrlich.
Du kannst dein Swadharma nur erkennen, wenn du eine „zero bullshit“-Strategie deinem Selbst gegenüber verfolgst.

Die Welt braucht dich, so wie du wirklich bist. Was ist dein Swadharma?


Blog-Header-Grafik erstellt mit Canva AI


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